Die Idee leben
Alumni Lisztiani: Absolventin Kitty Schmidt und der KISUM-Treff
Jeder Musiker muss nach dem Studium seinen eigenen Weg finden, manche fangen sogar schon früher an und bauen sich etwas ganz Persönliches auf. So auch Kitty Schmidt, die Gründerin der Familienmusikschule KISUM-TREFF. Ihr Weg entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte. Schon während des Studiums in Weimar (Gitarre und elementare Musikpädagogik) sammelte sie berufspraktische Erfahrungen an Musikschulen in der Region. Mit ihrem Diplom wollte sie nicht die Laufbahn einer Konzertgitarristin einschlagen: „Als Frau kann man nicht allein von Konzerten leben“, lautete ihre Überzeugung. Doch auch die Situation an den staatlichen Musikschulen missfiel ihr – nachhaltigen Unterricht stellte sie sich anders vor. Die Idee einer eigenen Gründung lag da nicht fern.
Der Weg in die Selbständigkeit gestaltete sich zunächst nicht leicht, denn dem Projekt fehlte das Startguthaben. Mit Hilfe eines Existenzgründerdarlehens war es 1998 dann endlich soweit: Im ersten Geschoss eines Hauses in der Bauhausstraße gründete Kitty Schmidt ihre KISUM-Musikschule, deren Räumlichkeiten schnell zu klein wurden. Zum Jahreswechsel 2000/2001 fand der Umzug in das Erdgeschoss der Preller-Villa in der Belvederer Allee statt. Heute unterrichten zwölf Lehrer (alle sind Absolventen der HfM Weimar) im ehemaligen Domizil des Malers Friedrich Preller ca. 170 Schülerinnen und Schüler.
Musikschule als soziale Stütze
In den fünf Unterrichtsräumen gibt es eine gemütliche Küche für die Eltern, viele Spielecken und Schreibtische für Schulaufgaben. Diese Ausstattung, die man in anderen Musikschulen selten antrifft, ist für die Umsetzung des KISUM-Konzepts notwendig: Kitty Schmidt sieht ihre Musikschule vor allem als soziale Stütze im Leben der Kinder. Diese sollen nicht nur ein Instrument erlernen, sondern möglichst den gesamten Nachmittag im Treff verbringen. Neben den Fächern Gesang, Klavier, Blas-, Streich- und Zupfinstrumente werden musikalische Früherziehung (besser wäre Kurse Elementarer Musikpädagogik wie MFE, Tanz, Rhythmix) und Kreativkurse wie Töpfern oder Instrumentenbau (stimmt so nicht mehr, das haben wir früher gemacht, zur Zeit fehlen die räumlichen Kapazitäten) angeboten. Auch Wochenendausflüge, Kammermusikgruppen, Musical-Projekte sowie Konzertbesuche sind Teil des Konzepts. Die Musikschule soll wie eine große Familie funktionieren, welche ein intensives und musikalisches Leben fördert.
Das Einzelunternehmen KISUM-Treff kämpft immer wieder mit demselben Problem: Die Musikschule erhält keine Subventionen aus öffentlicher Hand. Das große Angebot und der hohe Qualitätsanspruch werden allein durch Elternbeiträge und den Förderverein finanziert. Verwaltungsaufgaben und selbst das Putzen werden daher von Kitty Schmidt und ihren Kollegen selbst übernommen, um die Preise den staatlichen Musikschulen angleichen zu können.
Innovatives Bundesmodellprojekt
Seit Januar 2003 kümmert sich Kitty Schmidt außerdem um die musikalische Tagesgestaltung im KISUM-Musikkindergarten Niedergrunstedt. Sie sieht sich dabei sowohl als Mitspielerin als auch als Lehrerin. „Die regelmäßige, tägliche Beschäftigung mit Musik vor Ort in gewohnter Umgebung soll den Kindern sozialen Stress ersparen und Musik zum elementaren Lebensbestandteil der Kinder und ihrer Familien werden lassen“, sagt Kitty Schmidt. Bei der Übernahme der Kita stellte sich die Stadt Weimar zunächst quer, da der KISUM-Förderverein als Träger des Musikkindergartens ein sehr kleiner Träger ist. Doch durch das Engagement der Eltern (, die vor dem Stadtrat protestierten, bitte lieber weglassen, sonst treten wir der Stadtverwaltung schon wieder auf die Füsse…) gelang es, das Projekt umzusetzen.
Der deutsche Musikrat zeichnete den KISUM-Treff 2005 mit dem Innovationspreis für musikpädagogische Projekte aus. Seit 2008 wird der KISUM-Musikkindergarten als Bundesmodellprojekt betreut und vom Institut für elementare Pädagogik Köln wissenschaftlich evaluiert. Als Resultat erhofft sich Kitty Schmidt mehr finanzielle Unterstützung für ihre Zukunftspläne. Ihr schwebt vor, zum Beispiel mit der Fürnberg-Schule als Partner eine (Ganztags- lieber nicht, das weiß die Schule noch nicht sicher…)Musikgrundschule zu gründen, um die im Kindergarten begonnene Annäherung an Musik kontinuierlich weiterzuführen. Das Projekt befindet sich bereits in der Konzeptionsphase und wird durch das Thüringer Kultusministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.
Neben diesen vielen Aufgaben unterrichtet Kitty Schmidt auch Gitarre und elementare Musikpädagogik (stimmt nicht, nur Gitarre) an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und hält auf Kongressen Vorträge über ihre Arbeit. Die Verantwortung für ihre Projekte begleitet sie auf Schritt und Tritt: „Der KISUM-Treff ist wie ein verwöhntes Kleinkind. Die finanziellen Sorgen werden immer bleiben, aber dafür fühle ich mich ideell ausgefüllt. Ich lebe meine Idee.“
Josephin Wietschel